AfterWorkCLASSIX "Italien an der Themse"
Der gegenseitige Austausch musikalischer Ideen und Stile im 18. Jahrhundert war immens: Zahlreiche Komponisten und Interpreten reisten in die Musikmetropolen Venedig, Rom, Wien, Paris und, vor allem, nach London. Das Musikleben der britischen Hauptstadt florierte, was vor allem durch das hohe musikalische Interesse der erstarkten bürgerlichen Musik Society vorangetrieben wurde. Besonders beliebt war der italienische Gusto der Instrumentalmusik und Oper, was das gegenseitige Interesse britischer und englischer Musiker enorm bestärkte. Diese enge Verwebung lässt sich exemplarisch an dem Komponisten Charles Avison erkennen: Er selbst erhielt in London Unterricht bei Francesco Geminiani, der wiederum ein Schüler Alessandro Scarlattis in Rom gewesen war. Diese Begegnung mit dem italienischen Stil prägte Avison zutiefst, sodass er sich zeitlebens für die Aufführung und Verbreitung italienischer Musik in ganz England einsetzte.
Die vielleicht intensivsten Auseinandersetzungen mit dem italienischen Stil bezeugen die Bearbeitungen von Domenico Scarlattis (Sohn von Alessandro Scarlatti) Cembalo-Sonaten. Avison instrumentierte die Sonaten Scarlattis und stellte sie im Allgemeinen nach dem Schema Langsam – Schnell – Langsam – Schnell zu einem Concerto zusammen. Avisons Vorgehen eine Sonate als Vorlage für ein eigenes Instrumentalwerk zu benutzen, war durchaus üblich: Auch sein bereits erwähnter und damit ebenfalls in London lebender Lehrer Francesco Geminiani hatte Sonaten (in seinem Fall Violinsonaten seines Lehrer Arcangelo Corelli) zu seinen eigenen Concerti grossi umgearbeitet, von denen „La Follia“ das weitaus bekannteste geworden ist. Das Konzertprogramm des Concerto Köln verbindet damit zweierlei: Zum einen die Verbindung zwischen britischem und italienischen Stil, zum anderen stehen sich aber auch die Musik von Vater und Sohn Scarlatti indirekt gegenüber.
aus „12 Concertos in Seven Parts“ arranged from Harpsichord Sonatas by D.Scarlatti

